Etwas Lustiges zum Einstieg:
Diven sind tödlich für Teams. Und das, obwohl sie meist individuell gut bis sehr gut sind. Manchmal ist diese Güte allerdings auch nur eingebildet. Sie sind sich ihrer tatsächlichen oder nur gefühlten Kompetenz sehr bewusst und sehr sicher. Alle anderen im Team sind tendenziell Idioten, vor allem der Projektleiter/Scrum Master/Product Owner, von dem sich eine Diva kaum etwas sagen lässt, und wenn, dann nur unter augenverdrehendem Protest.
Diese Arroganz versteckt die – übrigens meist männliche – Diva gegenüber den anderen Team-Mitgliedern in der Regel unzureichend, meist gerade so viel, dass man ihr nicht den Vorwurf der direkten Beleidigung machen kann, aber offen genug, um systematisch zersetzend zu wirken.
In Momenten besonderer Entnervtheit zeigt die Diva ungeschminkt ihr wahres Gesicht und zieht gegen das aktuelle Opfer mit voller rhetorischer und manchmal körpersprachlicher Wucht zu Felde. Kritik an ihrem Kommunikationsstil wird bestenfalls beleidigt angehört und grundsätzlich dem Idiotentum des Sprechers zugerechnet, niemals aber eigenen Verfehlungen.
Die Diva nimmt sich in technischen Belangen allen anderen als weit voraus wahr. Das Verwenden gut abgehangener, funktionierender Technologien wird oft abfällig und herablassend kommentiert. Es müssen die allerneuesten, dem Bisherigen theoretisch weit überlegene Technologien und Konzepte sein, unterhalb von „Cutting Edge“ macht es die Diva nicht. Die mit diesen Neuerungen verbundenen Kinderkrankheiten, Unvollständigkeiten und sonstigen Schwierigkeiten betrachtet die Diva als Herausforderung und manchmal beherrscht sie sie sogar aufgrund ihrer überlegenen Sachqualifikation sogar – nur leider sonst niemand im Team.
So gut wie immer wirkt sich eine Diva negativ bis sehr negativ auf das Team aus. Zurecht ständig genervte, demotivierte und sich herabgesetzt fühlende andere Team-Mitglieder, zusammenbrechende Team-Kommunikation, ständige zersetzende Negativität gegen über allem, was nicht von der Diva selbst vorgeschlagen wurde, Monopolisierung von Know-how, passiv- oder aktiv-agressives Verhalten und von der Diva durchgesetzte technische Abenteuer sind nur die Spitze des Eisbergs.
Dennoch tun sich Unternehmen sehr schwer damit, Diven aus Teams oder gleich komplett aus der Organisation zu entfernen: Sie sind ja so gut. Man ist so abhängig von ihnen, wegen des Spezialwissens. Selbst wenn die Diva ein ganzes Team mehr oder weniger lahmlegt, erste Teammitglieder um Versetzung bitten oder gar kündigen, wird die Diva kaum jemals als Ursache wahrgenommen.
Ich sage: Diven nach maximal zwei ignorierten Warnschüssen entweder auf nicht unternehmenskritische Einzelaufgaben setzen oder ihnen die Gelegenheit geben, ein anderes Unternehmen zu ruinieren, vorzugsweise einen Konkurrenten.
Nächste Folge: der Ideologe.
Freue mich schon auf Teil 2.
Herr Fischer! Welch Freude! 🙂