Projektklinik

Gedanken und Hilfe zur Führung von Software-Projekten

Verantwortungsflucht – weitere Strategien

In meinem Posting „Über Verantwortung (Teil 1)“ nenne ich eine ganze Reihe von Strategien, wie Menschen in Projekten und anderswo versuchen, sich aus ihrer Verantwortung herauszuwinden.

Seit ich den Beitrag geschrieben habe, sind mir ein paar weitere häufig verwendete Strategien bewusst geworden, Kritik über nicht erfüllte Verantwortung (vermeintlich) zu entgehen.
Die möchte ich Ihnen nicht vorenthalten:

  1. Retourkutsche: Aber Du hast das (oder etwas völlig anderes) doch auch falsch gemacht!
  2. Kindergarten: Kollege X nimmt doch seine Verantwortung auch nicht wahr!
  3. Verstecken in einer diffusen Menge: Niemand hier nimmt seine Verantwortung wahr!
  4. Ebenenwechsel: Mir gefällt Dein Ton nicht! Überhaupt: Du hast mich auf dem Kieker!
  5. Relativierung: Ja klar, das ist ja auch die Katastrophe des Jahrhunderts. Du übertreibst total! Im Verhältnis zum Bruttosozialprodukt von Brasilien sind das doch nur Peanuts.
  6. Plattes Leugnen: Ich hab doch gute Arbeit gemacht!
    Gern hilfsweise ergänzt um:

    1. Du verstehst das nur nicht.
    2. Wir haben viel gelernt.
    3. Wir hatten eine gute Zeit! (Absurd, ich weiß, aber ein reales Beispiel!)

Fallen Ihnen weitere Verantwortungsvermeidungsfluchtstrategien ein? Dann ab in einen Kommentar damit.

2 thoughts on “Verantwortungsflucht – weitere Strategien

  1. Ich habe vieles davon auch schon erlebt, aber mein persönlicher Favorit ist immer noch die Retourkutsche. Die funktioniert immer, weil sich immer irgendetwas finden lässt, das man anderen vorwerfen kann.

    Hätte das Gegenüber noch nie etwas falsch gemacht, wäre das nicht nur ungewöhnlich, sondern spricht auch nicht unbedingt für die Person und ihren Beitrag zur Innovation. Man muss schon extrem Risikoaverse sein um nie Fehler zu begehen. Die Retourkutsche führt damit häufig zu einem Klima, in dem man nicht nur vor Verantwortung flüchtet, sondern wo dies jeder aus Angst vor der Retourkutsche tut. Man landet im schlimmsten Fall in einer Pattsituation, in der eine Verantwortungsübernahme unmöglich geworden ist. Man findet das sehr häufig in der Politik, wo schon der kleinste Fehler zu Rücktritten und Beendigung der politischen Karriere führt. Und das geht nicht nur von politischen Gegnern aus, sondern häufig genug auch von den Wählern.

    Leider habe ich bis heute auch kein geeignetes Mittel gefunden darauf zu reagieren.

    1. Hey Jan,

      interessant, wie Du den von der Retourkutsche Betroffenen in den Vordergrund stellst. Sagst Du, dass niemand sich mehr traut, Fehler zu machen, weil er/sie dann nicht mehr Kritik äußern kann, ohne eben Opfer einer Retourkutsche zu werden?

      Würde man das nicht entschärfen können, wenn man mit Fehlern sehr offen und – soweit es geht – entspannt und lernend umgeht?

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